Um es vorweg zu nehmen: Ich mag Galway, sehr sogar. Allein schon der Stadteil Salthill, wo sich mein B&B befand, hat schon gereicht, um diese Stadt sympathisch zu finden. Bei sonnigem Wetter wie gestern und heute kommt hier mediterranes Feeling auf. Das liegt auch an der langen Strandpromenade, den vielen Restaurants und Cafés dort. Von hier kann man über die Galway Bay nach Süden bis zum Burren schauen.
Auf dem Weg von Salthill zum Stadtzentrum durchquert man den Stadtteil Claddagh, der sehr viel länger existiert, als die Stadt selbst. Über die Wolfe Tone Bridge überquert man den River Corrib und ist schon im Zentrum. Direkt am Eingang befindet sich der Spanish Arch, Überreste einer Bastion aus dem 16. Jahrhundert, um spanische und portugiesische Schiffe vor Überfällen zu schützen. Galway war einst eine wichtige Handelsmetropole und Hafenstadt und führte regen Handel mit Spanien.

River Corrib mit St. Nicolas‘ Cathedral
Die Shop Street ist das Herzstück des kleinen, quirrligen Zentrums. Diese Fußgängerzone ist gefüllt mit unzähligen bunten, kleinen Läden, Cafès und Restaurants. Ungestört vom Autoverkehr wird man sofort entschleunigt und fängt zu flanieren an.
Hier findet man auch die protestantische St. Nicolas‘ Church. Sie wurde 1320 errichtet. Der Heilige Nikolaus war damals der Schutzheilige der Seefahrer. Angeblich soll Christopher Columbus 1477 in dieser Kirche für die Entdeckung des Seewegs nach Indien gebetet haben. Auch diese Kirche hat beeindruckende Buntglasfenster.
Ein wenig weiter die Shop Street hinauf steht Lynch’s Castle, das als solches kaum zu erkennen ist, denn es ist heute ein Bankgebäude. James Lynch Fritzpatrick war nicht nur Stammesoberhaupt im 15. Jahrhundert, sondern auch oberster Gerichtsherr. Als sein Sohn des Mordes überführt und zum Tode verurteilt wurde, musste Lynch ihn selbst erhängen, da niemand es wagte, den Nachkommen eines Stammesoberhaupts hinzurichten. Seitdem gibt es den Begriff der Lynchjustiz.
Am Ende der Fußgängerzone findet man den Eyre Square, heute Kennedy Park gennant, der zum Verweilen einlädt. Dort steht ein Überrest eines Hauses, das einem der reichen Kaufleuten Galways gehört hat.

Überreste eines Hauses eines Kaufmanns
Wer mehr Historisches sehen möchte, muss ins Eyre Square Center gehen, ein großes Einkaufszentrum, bei dessen Errichtung Teile der historischen Stadtmauer gefunden wurden und die nun in das Gebäude integriert sind und damit erhalten bleiben.

Stadtmauer in Eyre Square Center

Stadtmauer in Eyre Square Center
Gar nicht historisch ist die St. Nicolas‘ Cathedral neben dem Zentrum. Sie wurde in den 1960ern auf dem Gelände eines ehemaligen Gefängnisses errichtet. Nichtsdestotrotz sind die riesigen Buntglasfenster, der Marmor, die Wandmalereien und die stimmungsvolle Beleuchtung beeindruckend.
Direkt neben der Cathedral ist ein Pier des River Corrib. Zweimal täglich legt von hier die Corrib Princess ab und fährt den Fluß hinauf zu seinem Ursprung, dem Lough Corrib. Da ich mehr als genügend Zeit hatte, habe ich die entspannende Bootsfahrt natürlich mitgemacht, wobei ich den Altersdurchschnitt an Bord extrem nach unten gedrückt habe. Bei der Fahrt erfährt man, dass die Brückenpfeiler in der Nähe des Piers einst zu einer Stahlbrücke gehörten. Der Stahl wurde für 10 Pfund an Krupp im Dritten Reich verscherbelt und zur Rüstung in Hitlerdeutschland verwendet. Die Überreste des Menlo Castle findet man dort auch. Es war einst Sitz der Blake Familie, brannte aber 1910 aus, als ein Großteil der Familie nicht zu Hause war. Man begegnet auch einer Menge Schwäne, von denen es auf dem Corrib und dessen Seen über 2000 geben soll.
Galway bewirbt sich übrigens als Kulturhauptstadt Europas. Meine Stimme hätte die sympathische, junge Stadt.
Nun wurde es aber doch Zeit, in Richtung Osten aufzubrechen, schließlich muss ich morgen in Dublin sein. Mein heutiges Ziel war die Stadt Athlone, die ziemlich genau im Zentrum Irlands und wie Limerick am River Shannon liegt. Sehr viel hat die Stadt nicht zu bieten. Dominiert wird das Zentrum von den beiden Sehenswürdigkeuten, dem Bollwerk Athlon Castle und der Peter and Paul Church. Es gibt aber einen weiteren Grund, hier seine Zelte aufzuschlagen, und den verrate ich morgen.

Stadtzentrum von Athlone mit River Shannon, Athlone Castle und Peter & Paul Church




























