Über sechs der Twelve Bens

Sechs der prägnanten Twelve Bens, Berge in Connemara, bilden den sogenannten Glencoaghan Horseshoe, eine hufeisenförmige Bergkette, die das gleichnamige Tal einschließen. Irischen Bergsteigern zufolge ist eine Bergtour über diese Gipfel die schönste und zugleich anspruchsvollste Irlands. Es handelt sich auch hier um keinen ausgebauten Wanderweg, der in Karten eingezeichnet ist. Man muss sich also mit Karte, Kompass und Wanderführer bewaffnet selbst orientieren. Da das Wetter heute ideal zum Wandern war, habe ich diese Tour in Angriff genommen und auch erfolgreich zu Ende gebracht.

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Panorama des Glencoaghan Horseshoe

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Blick ins Glencoaghan Tal auf die Bens

Von einem Connemara Ponyhof geht es sehr steil hinauf auf den ersten Gipfel des Derryclare (677m). Bis auf eine Ausnahme sind alle Auf- und Abstiege dieser Tour sehr steil und kräftezehrend. Hat man den ersten Gipfel erreicht, wird man mit einer fantastischen Aussicht auf die Umgebung belohnt. Die hat man übrigens auf all den folgenden Gipfeln auch.

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Blick zum Vorgipfel des Derryclare

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Gipfelsteinmännchen des Derryclare

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Blick zurück ins Tal beim Aufstieg

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Panorama vom Derryclare mit Bencorr, Bencollaghduff und Benbreen

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Blick zum Sattel des Bencorr

Der zweite Gipfel ist mit seinen 711 Metern auch gleich der höchste und gehört dem Bencorr. Von hier oben konnte ich einen Felsabgang hören, aber nirgends entdecken. Der Abstieg von diesem Gipfel ist nicht nur extrem steil, sondern mit seinen kleinen Kiesrinnen auch extrem rutschig. Ich war froh, meine Wanderstöcke dabei zu haben, die von Anfang an bei dieser alpinen Tour im Einsatz waren.

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Gipfelsteinmännchen des Bencorr

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Aussicht vom Bencorr

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Blick zum Bencollaghduff

Der dritte Gipfel ist der Bencollaghduff (696m), zu dem riesige Steinplatten hinaufführen. Beim Abstieg von dort habe ich tatsächlich drei weitere Wanderer getroffen, die die Runde andersherum liefen.

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Steinmännchen des Bencollaghduff

Zum vierten Gipfel des Benbreen (691m) führt ein Sattel mit einem riesigen Geröllfeld, das man umgehen sollte, denn der Anstieg ist extrem steil. Eigentlich hat der Berg selbst eine kleine Gipfelkette und sieht aus der Ferne aus wie ein halber Vulkankrater. Von hier oben gab es auch ein Wiedersehen mit dem Diamond Hill, der durch die anderen Bens hindurchlukte. War der Aufstieg schon schlimm, übertraf das der Abstieg locker. So steil wie die Devil’s Ladder am Carrauntohill dafür aber eine einzige Kies- und Splitrampe. Wie die anderen hier hinaufgekommen sind, ist mir schleierhaft, denn bei jedem Schritt den ich machte, ist mein Fuß 20-30 Zentimeter weitergerutscht. Ohne Wanderstöcke wäre ich hier wahrscheinlich nicht runtergegangen.

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Gipfelsteinmännchen des Bebreen

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Panorama vom Benbreen mit allen anderen Gipfeln

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Blick zum Sattel des Glengower

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Blick zum Diamond Hill (hinten)

Der Aufstieg zum fünften Gipfel des Glengower (664m) ist nicht weniger steil und erfordert im Gipfelbereich sogar etwas Kletterarbeit. Die Pfade hier waren schwer erkennbar. So kurz vor Ende eine echte Herausforderung.

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Gipfelsteinmännchen des Gengower

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Blick zurück zur Kiesrampe des Benbreen

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Blick zum Sattel des Benlettery

Der Weg zum sechsten und letzten Gipfel des Benlettery (577m) ist dann über einen Sattel doch recht einfach und nach den Strapazen willkommen. Von hier aus konnte ich bereits mein Auto aus der Ferne wieder sehen.

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Gipfelsteinmännchen des Benlettery

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Blick zurück zum Glengower und Benbreen

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Blick hinüber zum Derryclare und Bencorr

Der Abstieg hinunter ins Tal vom Benlettery Richtung Parkplatz war dann wieder sehr steil und anstrengend. Zunächst felsig verwandelt sich die Flanke langsam in Torfmoor. Einmal ist mein rechter Fuß komplett im Moorast versunken. Ist man im Tal geht es über sumpfiges Torfmoor weiter. Nachdem man noch einmal einen Hügel überwunden hat und die ansässigen Bauernhöfe umgangen hat, erreicht man nach etwas mehr als 9 Stunden geschafft den Parkplatz. 6 Gipfel, über 17 Kilometer, 1590 Höhenmeter – wahrlich das Highlight aller Wanderungen hier.

Link: Aufzeichnung der Wanderroute

6 Kommentare zu “Über sechs der Twelve Bens

  1. Annikese

    Hallo Mario,
    Heute ist mir beim Lesen vor Angst auf Sturz und Sonstiges doch glatt die Gänsehaut aufgelaufen. Gut zu wissen, dass du wieder heile angekommen bist. Hast die Schuhe befreit vom Torfmoor? Meinen Respekt hast du für solche Monstertouren. Da kommst du ja topfit nach Hause.
    Wann steht eigentlich die Rückreise u damit auch leider für uns das Ende der täglichen Lesereise an?
    So ich setz mich gleich noch ein bisschen in den Garten, die Sonne bei über 30 Grad in derselbigen geniessen, eh einen am Nachmittag wieder die Mücken auffressen
    Ganz liebe Grüße nach Irland

    1. MarioRoessel Autor des Beitrags

      Interessanterweise war der Schuh gar nicht so heftig eingesaut, weil ne Wasserblase unter der dünnen Schicht war. Der Dreck ist beim Weitergehen getrocknet und abgefallen. Weiß jetzt aber sicher, dass die Schuhe absolut dicht sind.

    1. MarioRoessel Autor des Beitrags

      Jep, die Tour hätte dir definitiv gefallen. Habe ich beim Wandern immer mal wieder gedacht.

  2. Mutti

    Hi, Du machst ja Mamuttouren. Sei bloß vorsichtig, wir möchten dich wohlbehalten zu Hause brgrüßen. Bin ganz gut erholt von Neuhaus zurück. Hatte Ilse und Franz dabei. Vielleicht fahre ich diesen Herbst noch mal ne Woche nach Kroatien. Nun geht Dein Urlaub so langsam zu Ende. Wann fliegst Du wieder ein? GLG von zu Hause

    1. MarioRoessel Autor des Beitrags

      Komme Dienstag Nacht zurück, wird nach Mitternacht sein, wenn ich in Erlangen ankomme.

      Kroatien ist ne großartige Idee.